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DIE OKZITANISCHE SEELE
PARLAR, BALAR, CHANTAR… A NÒSTRA MÒDA
Sprechen, Tanzen, Singen… auf unsere Weise Die kulturelle Identität, die okzitanische Seele, zeigt sich im Tal durch den Stolz der Zugehörigkeit. Dieser starke Geist gewinnt neuen Schwung und Kraft durch die Verbindung von Modernität und Tradition. Okzitanisch, die alte Sprache der Troubadoure, wird noch heute in weiten Teilen des Tals gesprochen und ist eine Schatztruhe der Feste aus alten Zeiten. Die Umzüge in den Kostümen der Baia und der Beò, die Prozessionen an den Patronatsfesten und die antiken Instrumente mit ihrer Musik erneuern jedes Mal in einem Kaleidoskop der Farben die Rhythmen und Emotionen dieses kostbaren Erbes.
Die Musik
Diese künstlerische Ausdrucksform nahm von jeher eine bedeutende Stellung in der Kultur d’Oc ein. Die Gedichte der Troubadoure wurden gesungen und von Instrumenten begleitet. Auch heute noch sind vor allem im oberen Tal die traditionellen Tänze ein Aspekt dieser Kultur, der sich gerade unter den Jugendlichen besonders lebhaft erhalten hat. Ein Teil der Musik stammt höchstwahrscheinlich aus dem Mittelalter; ein weiterer großer Teil aus den darauf folgenden Jahrhunderten und der Rest sind neue Kompositionen.
Das am häufigsten verwendete Instrument war die Geige, die nach unten gewandt gehalten und mit doppelten Seiten gespielt wurde, von denen eine als Bassstimme fungierte. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Geige zunehmend von der Ziehharmonika und dem diatonischen Akkordeon ersetzt und von Instrumenten uralter Tradition begleitet wie der Drehleier, der Galoubet (Flöte) und anderen mehr. Zu den kleineren Instrumenten, die heute kaum noch benutzt werden, zählten die Maultrommeln und verschiedene Perkussionsinstrumente.
Die traditionellen Tänze werden bei vielen Anlässen getanzt. Dazu zählen die Baia von Sampeyre und die Beò von Blins, die zahlreichen Patronatsfeste im Sommer wie im Winter und die neu eingeführten oder improvisierten Anlässe. Es gibt viele Musiker, die diese Tänze einzeln oder in Gruppen mal traditioneller mal moderner darbieten. Viele Tänze sind erhalten geblieben, darunter
die sehr bekannten Gigue und Corenta. Sie werden entweder in Gruppen von vier, sechs oder acht Tänzern, die sich zu Paaren formen, getanzt oder von einer unbestimmten Anzahl an Paaren, die gleichzeitig tanzen. Eine Besonderheit ist der Balet, einst ein eigenständiger Tanz (der er auch heute noch im Vermenagna-Tal ist), der zu einer Art „Koda“ geworden ist, die alle Tänze von Sampeyre abschließt.
Die Beò, eine „Abbadia“, die der Baìa von Sampeyre entspricht, im Zusammenhang mit der Verjagung der Sarazenen steht und mittelalterliche Ursprünge hat, fand bis 1939 jedes Jahr im Quartier n’aot (bestehend aus den Ortsteilen Chiazale, Celle und Prafouchier di Bellino) statt. In den Kriegsjahren von 1940 bis 1945 wurde sie ausgesetzt und dann zuletzt 1958 gefeiert, bevor sie im Februar 1999 wieder eingeführt wurde. Es handelt sich um einen Umzug kostümierter Teilnehmer, die alle feste Rollen und Merkmale haben. Es bleibt jedoch noch genügend Spielraum für Improvisation und spontane Einfälle, sowohl seitens der Teilnehmer als auch seitens des Publikums. In Blins erzählt man sich, dass die Auseinandersetzung zwischen den Sarazenen und der örtlichen Bevölkerung im Ortsteil Preifiol, zwischen Chiazale und S. Anna stattfand; die Invasoren zwangen die Einwohner bis nach Lo Fontanil zurückzuweichen, wo es dann mit Hilfe der Verstärkung gelang, die Sarazenen zu vernichten. Einige Figuren der Beò finden sich in der Baìa von Sampeyre wieder (z.B. I Sapeur, Lou Viéi e la Vièio, les Sarezines), andere hingegen in gleichartigen Festen in anderen Tälern (lou Carabinìer, lou Medic mit einer ähnlichen Rolle wie die gleichnamige Figur des Barboeras in Villar d’Acceglio im Maira-Tal).
Weitere Informationen:
Die Baia von Sampeyre: nächste Veranstaltung 2017
Die Beò von Blins: nächste Veranstaltung 2015
Die Kostüme und Trachten
Vor allem im Sommer kann man im oberen Tal anlässlich der Patronatsfeste Männer, Frauen und Kinder in der typischen Tracht bewundern. Besonders interessant ist die weibliche Bekleidung, deren Machart sich zwischen der Castellata (Bellino, Pontechianale und Casteldelfino) und Sampeyre unterscheidet.
Im oberen Tal besteht das Kleid – selbst das Brautkleid – aus schwarzem, wollenem Tuch mit drei großen Falten auf dem Rücken und vorn, ohne eine Verjüngung an der Taille.
Verziert ist es mit einer Schürze und einer Stola aus Baumwolle oder Wolle – aus Seide für die Braut – in recht lebhaften Farben. Kostbar ist auch die Haube (die Bera), deren Krempe aus einem breiten Stück Klöppelspitze besteht, die auf einer Trommel mit bis zu hunderten von Klöppeln gefertigt wird. Die Patronatsfeste, auf denen die Trachten zur Schau getragen werden, haben stets einen religiösen Teil (die Heilige Messe, Prozessionen in Tracht und die Versteigerung, eine öffentliche Auktion, deren Erlös den Kapellen zugute kommt) und einen weltlichen Teil, der allerlei Unterhaltung, Spiele und den unverzichtbaren Tanz am Abend vorsieht.