Fünf Kilometer entfernt von Saluzzo, im Herzen des Bronda-Tals liegt Castellar, ein kleines Dorf umgeben vom stillen Grün der Obstgärten und Weinberge am Fuß eines von einer Burg gekrönten Felssporns.
Erwähnenswert ist sicherlich die Kapelle San Ponzio, deren ältestes Element, die Apsis, aus dem 13. Jahrhundert stammt. Sie wurde 1968 restauriert und hat ein nüchternes, beinah grobes Aussehen behalten. In ihrem Innern finden sich eine Reihe interessanter Fresken, die aus dem Jahr 1450 datieren und Pietro da Saluzzo zugeschrieben werden.
Interessant sind auch die Pfarrkirche Immacolata Concezione di Maria von 1725 und natürlich die Burg, die mit ihrer Hügellage das Dorf beherrscht, seit der Marchese Tommaso I von Saluzzo sie 1270 als Schutzburg errichten ließ. 1492 wurde sie nach bedeutenden Umbaumaßnahmen zum Wohnsitz der Saluzzo von Castellar. Es handelt sich um ein solides Gebäude, das von einem Turm überragt wird und mit ghibellinischen Zinnen gekrönt ist. Zweibogige Fenster und eine Zugbrücke vervollständigen das Ensemble. Seit 1998 beherbergt die Burg das Museum der Uniformen des Königlichen Italienischen Heers, wahre historische Zeugnisse aus der Zeit zwischen der Einheit Italiens und dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1992 kann man auch die Untergeschosse und den Garten besichtigen, während im Reitstall das Ethnografische Museum untergebracht ist. Heute ist es in Privatbesitz, es sind jedoch Uhrzeiten für die Besichtigung vorgesehen.
Die Burg della Morra wurde im 12. Jahrhundert von den Zisterziensermönchen der Abtei Staffarda gebaut. Im Folgenden wurde sie von der Familie Morra genutzt, dann den Marchesen von Saluzzo überlassen und 1492 von Ludovico II aus Anlass seiner Hochzeit mit Margherita di Foix umgebaut.
Die Bevölkerung von Castellar widmet sich überwiegend der Landwirtschaft, im Besonderen dem spezialisierten Obstanbau. Im Gebiet der Hügel wachsen die typischen ramassin (Zwetschgen), aber es gibt auch zahlreiche Weinberge mit Pelaverga. Seit einigen Jahren wird am Wiederaufschwung dieser Weinproduktion gearbeitet und 1996 wurde die kontrollierte Herkunftsbezeichnung (DOC) „Colline Saluzzesi“ vergeben. Daher sollte man einen Halt bei der Weinkellerei „Produttori di Pelaverga“ einlegen, um dort neben dem typischen Wein auch weitere lokale Produkte zu probieren.
Castellar ist außerdem bekannt für seine Vogelscheuchen. Seit 1994 verwandelt sich das Dorf im Mai in ein großes Theater unter freiem Himmel, in ein Wunderland, in dem die wahren Hauptdarsteller eben jene Vogelscheuchen sind.