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DIE KIRCHEN VON MISTA’

DIE KIRCHEN VON MISTA’

Mistà, ein alter okzitanischer Begriff, der einst für kleine, heilige Bilder stand; heute hingegen hat dasselbe Wort die Ausmaße eines großen, kulturellen Projekts angenommen.
Mistà ist ein bedeutendes Festival, das jedes Jahr in den Monaten Juli und August stattfindet. In den romanischen und gotischen Kirchen des gleichnamigen Zirkels, oder auf deren Kirchhöfen, lassen weltberühmte Künstler aus den Bereichen Klassik, Jazz, Ethno und Okzitanisch in ihren Konzerten eine magische Verknüpfung von Kunst und Musik entstehen, die nirgendwo anders möglich wäre. Aber die Kirchen von Mistà wissen auch mit ihrer Stille zu verzaubern, in der man den Rhythmus der Natur und die Faszination der gemalten Erzählungen wahrnimmt, die bei den geführten Wanderungen und Besichtigungen gekonnt erklärt werden.

Im Folgenden eine Auflistung einiger Mistà-Güter die im Po-, Bronda- und Infernotto-Tal zu besichtigen sind:

CASTELLAR, Kirche San Ponzio

mista1Die wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert stammende Kapelle erhebt sich unweit des Ortskerns von Castellar in einem Friedhofsareal, das zu einem landwirtschaftlichen Gut (grangia) der Abtei Staffarda gehörte. Das Gebäude ist aus Stein; wahrscheinlich ist die Apsis ist der älteste Teil, während das Schiff später hinzugefügt wurde. Ursprünglich war die Kapelle dem Heiligen Sebastian gewidmet und in der Tat befassen sich viele Fresken im Innern des Gebäudes mit ihm und seinem Leben. Die Benennung nach dem Heiligen Pontius wurde hingegen der Dorfkirche zuteil, die 1725 zerstört wurde, um Platz für die neue Pfarrkirche zu schaffen. Interessant ist auch das mit Fresken von Pietro da Saluzzo geschmückte Presbyterium.

PAGNO, Abtei SS Pietro e Colombano

Mönchen des Klosters San Colombano di Bobbio bei Piacenza gegründet worden sein. Für lange Zeit stand es unter der Kontrolle der Abtei Novalesa und wurde erst 1764 an die Diözese Saluzzo angeschlossen. Die Kirche erlebte eine wechselvolle Geschichte. Sie wurde von den Sarazenen aus der Provence 906 zerstört und dann 1040 auf Befehl der Marchesa von Susa, Adelaide, wieder aufgebaut. Die romanische Fassade, die im mittleren Bereich mit einem Rundbogenfries und drei darüber liegenden Bogenfenstern verziert ist, befindet sich auch heute noch auf der Rückseite und zeigt zum Friedhof. Auf der linken Seite erkennt man ein Fresko mit dem Bild des Heiligen Christopherus. Auf dem Gebäude sitzt der mehrstöckige Glockenturm aus dem 13. Jahrhundert im lombardischen Stil. Unter den Fragmenten der Innenausschmückung ist ohne Zweifel der Erzengel Michael bemerkenswert, der Hans Clemer oder jedenfalls seiner Schule zugeschrieben und auf den Beginn des 16. Jahrhunderts datiert wird.

REVELLO, Abbazia di Santa Maria di Staffarda

mista2Sie wurde 1135 von Zisterziensermönchen auf dem vom Marchesen von Saluzzo, Manfredo I, geschenkten Land gegründet. Das sumpfige und waldreiche Gebiet wurde durch die Arbeit der Mönche urbar gemacht und Staffarda wurde zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert ein großes landwirtschaftliches Unternehmen. Nachdem die Abtei im 17. Jahrhundert im Verlauf einer Schlacht zwischen den Franzosen und den Piemontesen stark beschädigt wurde, fanden Wiederaufbauarbeiten statt und die Abtei ging an den Mauritius-Orden. Heute erscheint die Abtei als ein romanisch-gotischer Gebäudekomplex. Interessant sind der quadratische Kreuzgang mit den Zwillingssäulen aus Marmor, der 1250 errichtete, gotische Glockenturm mit den vier übereinander liegenden Ordnungen sowie die Sakristei und der Kapitelsaal mit ihren Kreuzgewölben. Die Abteikirche weist einen schmucklosen und nüchternen Innenraum auf, der den Zisterzienserregeln entsprach. Interessant ist das monumentale Polyptychon des Hauptaltars aus vielfarbigem, geschnitzten Holz, ein Werk von Pascale Oddone (1531-1533).

REVELLO, Cappella Marchionale

mista3Die Kapelle der Marchesen von Saluzzo befindet sich im unteren Schloss, heute der Sitz des Rathauses, unter dem einzigen erhalten gebliebenen Turm. Sie zeichnet sich durch eine spätgotische Architektur aus und bewahrt im Innern bedeutende Wand- und Deckenmalereien, die den Schutzpatronen der Marchesen von Saluzzo gewidmet sind. Sie werden dem flämischen Maler Hans Clemer zugeschrieben und wurden von 1516 bis 1519 ausgeführt.

REVELLO, Stiftskirche

1483 auf Wunsch der Gemeinde von Revello und des Marchesen Ludovico II gebaut, ist sie überwiegend spätgotisch, aber einige Details, wie das Portal, nehmen bereits die Renaissance vorweg. Im Innenraum verwahrt sie kostbare Kunstwerke, darunter die Kanzel aus Walnussholz. Clemer malte 1503 das Polyptychon der Heiligen Petrus und Paulus.

Lesen Sie weitere Informationen über die Kulturgüter des Mistà-Zirkels: R. PELLERINO, D. ROSSI (Hrsg.), Mistà. Itinerario romanico-gotico nelle chiese delle valli Grana, Maira, Varaita e Po, Bronda, Infernotto, +eventi edizioni, Cuneo, 2006.