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TRADITIONELLE ARCHITEKTUR

Valle Varaita Trekking und mehr

herausgegeben von Michael Kleider

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TRADITIONELLE ARCHITEKTUR

meridianaWie es typisch für die Altsiedelräume der Alpen ist, bestehen auch im Varaita-Tal beinahe alle Siedlungen aus Haufendörfern, das heißt die Häuser der Dörfer sind dicht neben- oder aneinander gebaut, um kein wertvolles Kulturland zu verschwenden.

Traditionell sind die Mauern der Häuser hier aus Stein gebaut, und auch die Dächer sind mit Steinplatten (den so genannten lose) gedeckt, während für die Dachstühle und die Balkone Holz (je nach Talbereich meist Kastanien- oder Lärchenholz) verwendet wurde. Das sind genau die Materialien, die man vor Ort findet, und somit spiegelt die Architektur die einstig so enge Mensch-Umwelt Beziehung wider. Das Haus beherbergte oft alle Wirtschaftsfunktionen einer Familie, und es gab nur wenige Nebengebäude wie Heuschober oder Ställe.  Das gilt vor allem für den unteren Talbereich, wo der Ackerbau im Vordergrund stand, und wo die Familien nur wenig Vieh besaßen. Die Menschen lebten im Winter mit den Tieren zusammen im Haus (coabitazione invernale) – ein halb in die Erde gebautes Tonnengewölbe diente dabei zugleich als Stall und  Wohnraum. Die meist großen, hölzernen Balkone dienten als Lagerplatz (zum Beispiel für Feuerholz, oder für nicht vollständig ausgereiftes Getreide, das hier nachreifen konnte).

In den oberen Talbereichen, wo die Viehwirtschaft dominierte und mehr Niederschlag fällt, gibt es auch Ställe, und hier finden wir oft überdachte Passagen in den Dörfern, um im Winter auch nach starken Schneefällen noch zu den öffentlichen Plätzen (Brunnen, Kirche Dorfbackofen) gelangen zu können.

In den drei Gemeinden, die dem Bund von Briancon angehörten (Pontechianale, Bellino, Casteldelfino) stehen größere Häuser mit reicherer Architektur, die geeignet waren höhere Viehzahlen und Heu für 7 Monate aufzubewahren. Der damalige Reichtum dieser Gemeinden drückt sich noch heute in der Architektur aus, neben den Dimensionen der Häuser fallen hier auch besonders viele Stilmittel der Dekoration auf wie zum Beispiel Fresken, Sonnenuhren, oder die sogenannten Têtes Coupées , Köpfe die in Wände eingemeißelt wurden (z.B. bei den Kirchen San Giacomo in Chiesa, San Antonio in Chianale und Santa Margherita in Casteldelfino), und deren Ursprünge wahrscheinlich keltisch sind.

Ein architektonisches Merkmal des Varaita- und des benachbarten Maira-Tals sind die oft imposanten Rundsäulen, die große überdachte Freiräume (unter den oberen Stockwerken) und Rundbögen ermöglichen, und zusätzlich als dekoratives Element eingesetzt werden.

Auch die starke Religiosität fand ihren baulichen Ausdruck, wie die zahlreichen Bildstöcke, Kapellen und Kirchen im Tal beweisen, und oft zieren diese Sakralbauten kunstvolle Fresken (siehe Kunst).

Als architektonisch besonders eindrucksvoll gelten Bellino (das Dorf der Sonnenuhren. Hier gibt es einen leichten Wanderweg, der durch alle Ortsteile führt), Chianale, das zur Vereinigung „I borghi più belli d´Italia“ („Die schönsten Dörfer Italiens“) gehört und Casteldelfino, die alte Hauptstadt der Castellata (mit Burgruine, dem eleganten Herrenhaus „Ronchail“ aus dem 15. Jahrhundert und dem mit einem Marmorrelief der Madonna verzierten Brunnen am Dorfplatz).